Die VW T4 Geschichte

Die historische Entwicklung des besten VW-Transporters

VW T4 - Transporter Baujahr 1994
VW T4 - Transporter Baujahr 1994

Die Entwicklung des VW T4 markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte des Volkswagen Transporters. Karl Nachbar, Leiter der Nutzfahrzeug-Entwicklung bei Volkswagen, beschreibt diese Phase als eine „Jahrzehntentscheidung“ – eine Entscheidung, deren Auswirkungen über viele Jahre spürbar bleiben sollten. Die Entwicklung der vierten Transporter-Generation war ein Prozess, der nicht über Nacht zustande kam. Tatsächlich dauerte die „Definitionsphase T4“ fast zwei Jahre, in denen Volkswagen die Weichen für die Zukunft stellte.

 

Diese Phase war geprägt von intensiven Diskussionen über verschiedene technische Konzepte. Besonders die Umstellung auf Frontmotor und Frontantrieb war zu jener Zeit eine revolutionäre Idee, die keineswegs selbstverständlich war. Im Jahr 1982 begann Volkswagen deshalb mit einer gründlichen Analyse, um die besten Lösungen für den zukünftigen Transporter zu finden.

Kundenwünsche als Basis der neuen Generation

Die Bedürfnisse der Kunden standen im Mittelpunkt der Entscheidungsfindung. Durch umfangreiche Befragungen stellte Volkswagen fest, dass die Erfüllung der Transportaufgaben oberste Priorität hatte. Direkt dahinter folgten Wirtschaftlichkeit, Benutzerfreundlichkeit und Fahrkomfort. Überraschend jedoch war, dass Design und Image nur eine untergeordnete Rolle spielten – diese Kriterien erhielten in den Umfragen lediglich acht von 100 möglichen Punkten.

 

Volkswagens Ingenieure kamen schließlich zu dem Schluss, dass das sogenannte „Alles-vorn“-Fahrzeug – mit kurzem Vorderwagen, quer eingebautem Motor und Frontantrieb – die Anforderungen am besten erfüllte. Eine Weiterentwicklung des bisherigen Heckmotors hätte zwar technologisch funktioniert, hätte jedoch in der Nutzwertanalyse nicht so gut abgeschnitten. Auch andere alternative Lösungen, wie ein Unterflurmotor, wurden verworfen, da diese die Kompatibilität mit bestehenden VW-Pkw-Komponenten beeinträchtigt hätten.

Technologische Meilensteine: Der Weg zur vierten Generation

VW T4 Motoren - Quelle: Moto 12/1990
VW T4 Motoren - Quelle: Moto 12/1990

Schon früh stand fest, dass der neue Transporter – vor allem mit kurzem Radstand – stadt- und garagentauglich bleiben sollte. Ein weiteres Größenwachstum oder eine Erhöhung der Nutzlast war nicht vorgesehen, denn Volkswagen hatte bereits mit dem LT eine größere Baureihe im Angebot. Dennoch sollte der T4 in vielen Bereichen neue Maßstäbe setzen.

 

Ein zentrales Thema war die Motorisierung. In der Vergangenheit hatten sich sieben von zehn Transporter-Kunden für einen Dieselmotor entschieden, und auch beim neuen Modell rechnete Volkswagen mit einer ähnlichen Verteilung. Das Leistungsspektrum umfasste Motoren von 61 bis 110 PS. Für die Zukunft war sogar ein kräftiger 1,9-Liter-Diesel mit Katalysator und Turboaufladung geplant, der etwa 70 PS liefern sollte. Leistungsstärkere Motoren, wie der VR6-Motor, wurden ebenfalls ins Auge gefasst, wobei dessen Einführung frühestens für 1993 erwartet wurde.

Die Stärken erhalten, die Schwächen ausgleichen

VW T4 Schräglenker hinten - Quelle: Moto 12/1990
VW T4 Schräglenker hinten - Quelle: Moto 12/1990

Ein weiteres zentrales Ziel der Entwicklung war es, die Stärken des bisherigen Transporters zu bewahren und gleichzeitig seine Schwächen zu beseitigen. So wurden der Laderaumboden geebnet und die Zugänglichkeit der Motoraggregate deutlich verbessert. Besonders hervorzuheben ist, dass der Kühler nun mit wenigen Handgriffen nach vorn geklappt werden kann, was die Wartung erheblich erleichtert.

 

Volkswagen legte bei der Entwicklung des T4 auch großen Wert auf das Fahrverhalten. Die Ingenieure entschieden sich gegen die Verwendung einer kostengünstigen Verbundlenker-Hinterachse und setzten stattdessen auf die aufwändigere Schräglenker-Technik. Dies ermöglichte es, dass der T4 unabhängig von der Beladung ein gleichbleibendes Fahrverhalten zeigte. Darüber hinaus bot diese Achskonstruktion die Möglichkeit, den T4 problemlos auf Allradantrieb umzurüsten.

Flexibilität für vielseitige Einsatzmöglichkeiten

Der T4 war nicht nur technisch, sondern auch konzeptionell flexibler als seine Vorgänger. Verschiedene Radstände konnten problemlos realisiert werden, was es ermöglichte, den Transporter für zahlreiche Einsatzzwecke anzupassen. Vom Notarztwagen bis hin zu Wohnmobil-Varianten – der T4 bot eine breite Palette an Anwendungsmöglichkeiten. Insbesondere die nun verfügbaren Fahrgestelle gaben den Aufbauherstellern viel mehr Freiheiten als zuvor.

Das Design des T4: Ästhetik und Funktionalität vereint

VW T4 Prototyp - Quelle: Moto 12/1990
VW T4 Prototyp - Quelle: Moto 12/1990

„Auch ein Nutzfahrzeug muss schön sein“, betonte Jörg Schlieker, der damalige Leiter des Nutzfahrzeug-Marketings bei Volkswagen. Der Designprozess des T4 zog sich über mehr als drei Jahre hin – eine ungewöhnlich lange Zeit, die die Herausforderungen verdeutlicht. Es galt, die praktischen Anforderungen eines Nutzfahrzeugs zu erfüllen und gleichzeitig ein markantes, ansprechendes Erscheinungsbild zu schaffen. Überlegt wurde sogar, ob man nicht zwei unterschiedliche Karosserievarianten entwickeln sollte: eine für reine Nutzfahrzeuge und eine für Großraum- und Freizeitlimousinen. Letztendlich entschied man sich jedoch dagegen, da dies die Produktionskosten erheblich erhöht hätte.

Die Belastungsprobe: Tests unter extremen Bedingungen

Der VW T4 im Extremtest - Quelle: Moto 12/1990
Der VW T4 im Extremtest - Quelle: Moto 12/1990

Der Entwicklungsprozess des T4 wäre nicht vollständig ohne umfangreiche Tests. Schon ab Oktober 1986 wurden die ersten Prototypen mit neuen Achsen und Motoren unter realen Bedingungen getestet. Ab Juli 1987 entsprachen diese Fahrzeuge weitgehend dem späteren Serienmodell. Über drei Millionen Kilometer legten die Testfahrzeuge zurück – von den Straßen Nordskandinaviens bis hin zu den heißen Wüsten Afrikas. Ergänzt wurde das Testprogramm durch sogenannte „Kundenfahrer“, bei denen Studenten und junge Frauen den Transporter im Alltag testeten.

Der Entwicklungsprozess des T4 wäre nicht vollständig ohne umfangreiche Tests. Schon ab Oktober 1986 wurden die ersten Prototypen mit neuen Achsen und Motoren unter realen Bedingungen getestet. Ab Juli 1987 entsprachen diese Fahrzeuge weitgehend dem späteren Serienmodell. Über drei Millionen Kilometer legten die Testfahrzeuge zurück – von den Straßen Nordskandinaviens bis hin zu den heißen Wüsten Afrikas. Ergänzt wurde das Testprogramm durch sogenannte „Kundenfahrer“, bei denen Studenten und junge Frauen den Transporter im Alltag testeten.

Innovation in der Produktion: Ein neuer Standard für Volkswagen

Der T4 ohne Blechkleid - Quelle Der Caravelle - Oktober 2992
Der T4 ohne Blechkleid - Quelle Der Caravelle - Oktober 1992

Auch die Produktion des T4 stellte Volkswagen vor neue Herausforderungen. Das Werk in Hannover-Stöcken wurde umfassend modernisiert, um den T4 effizienter zu produzieren. Eine der bemerkenswertesten Neuerungen war das großflächige Verkleben der tragenden Blechseitenteile, was nicht nur optische und korrosionsbedingte Vorteile brachte, sondern auch Gewicht sparte.

Der Serienstart und die Zukunft des T4

Im Frühjahr 1991 begann schließlich der Serienanlauf des VW T4. Zunächst wurden Kastenwagen, Kombi und Pritschenwagen produziert, jeweils mit kurzem Radstand. Nach und nach kamen weitere Modelle hinzu, sodass bis Herbst 1991 die vollständige Modellpalette verfügbar war. Mit dem T4 strebte Volkswagen erneut die Marktführerschaft in der Transporterklasse an.


Quellenangaben:

Foto entnommen aus zwei Volkswagen-Werbeprospekten, Der Caravelle - Oktober 2992 - 217/1191.32.00 und Moto 12/1990 - 015/1251.15.00. Verwendung im Rahmen des Zitatrechts zu historischen und dokumentarischen Zwecken.

- Der Caravelle - Oktober 2992 - 217/1191.32.00

- Moto 12/1990 - 015/1251.15.00